Wie konnte das humanistisch-idealistische Erbe der Weimarer Klassik so sang- und klanglos in der nationalsozialistischen Flut untergehen? Die nach Kriegsende rasch einsetzenden Bestrebungen zum ‚Neubeginn mit Goethe‘ fesselten zunächst auch den Autor. Die Begeisterung hielt freilich nicht lange vor: Der Ruf zu edler Humanität verstand sich jetzt als Aufforderung zur Buße und als Absage an den Anspruch einer kulturellen Sonderstellung des deutschen Volkes. Andererseits wuchs die Zuversicht, gerade mit der klassischen Dichtung bei anderen Völkern neuen Widerhall zu fi nden. Tatsächlich blieb ihr Beitrag zur Entwicklung der ersten erfolgreichen deutschen Demokratie bescheiden. Dies gab den Anreiz, der notorischen politischen Wirkungslosigkeit der Weimarer Klassik auf den Grund zu gehen. Selektive Studien ermöglichten dem Verfasser jetzt den Kräftevergleich zwischen edler literarischer Humanität und barbarischer faschistischer Inhumanität. Daraus ergeben sich zugleich Denkanstöße zur allgemeinen Wertediskussion und womöglich auch neue Perspektiven in der Beschäftigung mit dem klassischen Weimarer Erbe.
Literatur, sonst nichts?
Die Weimarer Klassik zwischen Humanität, Idealismus und nationalsozialistischer Barbarei
620 Seiten
Paperback
ISBN : 978-3-86417-021-8
€29,90
Gewicht | 1,1477 g |
---|---|
Größe | 17 × 24 cm |
Karl-Heinz Wollesen
Karl-Heinz Wollesen traf eine Studienwahl gegen die Germanistik und für die Betriebswirtschaftslehre und verbrachte sein Berufsleben in der Datenverarbeitungsbranche. Nach 23-jähriger Tätigkeit als Geschäftsleitungsmitglied eines DV-Unternehmens fand er jedoch Gelegenheit zu selektiven Studien in Philosophie, Theologie, Germanistik, Literaturwissenschaft und Geschichte. Diese multidisziplinäre Ausbildung war für den intendierten Kräftevergleich zwischen literarischer Humanität und politischer Inhumanität erforderlich.
Ähnliche Produkte
Felix Hornstein
Was macht eine gute Weihnachtsgeschichte aus? Felix Hornstein zeigt anhand der schönsten Nikolaus- und Weihnachtsgeschichten, dass diese auch ohne Weihnachten erstrangige literarische Werke wären. Doch kommt in ihnen der Menschwerdung Gottes und dem Sich-Auftun der himmlischen Wirklichkeit jeweils eine besondere Bedeutung zu. An Weihnachten sind Dinge möglich, die sonst nicht möglich sind, das Fest wird [...]
Geneviève Duboscq
»Freund oder Feind?« Mit diesen Worten stürmt mitten in der Nacht des 5. Juni 1944 ein amerikanischer Fallschirmjäger in das Haus der zwölfjährigen Geneviève und ihrer Familie. Es soll der »längste Tag ihres Lebens« werden. Es ist der erste Kontakt zwischen den Bewohnern von Sainte-Mère-Église und ihren Befreiern während des Zweiten Weltkrieges. Doch nicht sie [...]
Aloysius Pappert
Nachdem Aloysius Pappert als überzeugter Katholik gegen seinen Willen in die Wehrmacht eingezogen wird und den Krieg wie durch ein Wunder überlebt, gerät er 1945 in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Als er im Herbst 1946 entlassen wird und in seine Heimat Hünfeld zurückkehren darf, ist er körperlich und seelisch am Ende. Im dritten Band seiner Lebenserinnerungen berichtet [...]
Helmut Erwert
Den Haag: Der Internationale Strafgerichtshof verfolgt mutmaßliche Kriegsverbrecher aus dem ehemaligen Jugoslawien. Unter Verdacht steht auch Tihomir Zivkovic, in dessen Besitz sich mehrere Briefe einer gewissen Elli befinden. Wer aber ist diese Frau, deren Geschichte ein pensionierter Brüsseler Diplomat im Auftrag des Gerichtshofs klären soll? Zu landespatriotisch-jugoslawischer Gesinnung erzogen, wächst die junge Elli Gabor in [...]
Johannes Hutter
Lange galt in der toponomastischen Fachwelt der feste Glaubenssatz, Ortsnamen seien in der Regel auf Personennamen zurückzuführen, selbst wenn diese eigens zu diesem Zweck konstruiert („erschlossen“) werden mussten. Je nach herrschender Wissenschaftsmode oder politischer Vorgaben wurden auch keltische oder althochdeutsche Namen und Begriffe herangezogen, die keine oder keine zum Erstbeleg des Ortsnamens passende Basis in [...]
Eugen Banauch
Drei Jahrzehnte nach dem Abbruch der barocken Wiener »Rauchfangkehrerkirche« sehen Xandi, Yardley, Zerritsch und der etwas zwielichtige Puppenspieler Fridolin Seman einander bei einem merkwürdig verlaufenden Klassentreffen wieder. Seman konfrontiert die anderen mit der Behauptung, seinerzeit hätten nicht nur weltliche und kirchliche, sondern im Verborgenen auch dunkle und weitaus stärkere Mächte ein Interesse an jener Demolierung [...]
Ingo Langner
Im Herbst 1938 wird Bertolt Brecht vorgeworfen, öffentlich zwar gegen Hitlers braunen Terror das Wort zu erheben, aber über Stalins roten Terror zu schweigen. Brecht reagiert darauf mit dem Schauspiel Leben des Galilei. Was dort verhandelt wird, ist nur scheinbar der Aufstand der Vernunft gegen den Dogmatismus der römischen-katholischen Kirche. Tatsächlich will Brecht dort sein [...]
Huguette de Broqueville
»Uraho?« – Wörtlich übersetzt bedeutet diese in Ruanda verbreitete Grußformel »Bist du noch am Leben?«, wird aber im Alltag eher als ein harmloses »Na, wie geht‘s?« verwendet. Als im Sommer 1994 der Genozid an der Tutsi-Minderheit beginnt, dem am Ende knapp eine Million Menschen zum Opfer fallen sollen, nimmt dieser Gruß eine ganz besondere Bedeutung [...]